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Infoveranstaltung „Schulden“

Über das Thema Schulden informierte Heiner Strang, Schuldnerberater, Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH, am 23. Mai 2023 bei uns im Vringstreff.

Was bedeutet Überschuldung – im Unterschied zu Schulden?

Warum Menschen sich überschulden (können), hängt mit dem leichten Zugang zu Krediten zusammen. Die Gesellschaft basiert auf einem kreditfinanzierten Wirtschaftssystem. Die Finanzierung von Konsumgütern, wie Fernseher, Computer etc., ist völlig normal geworden. Schulden zu haben bedeutet, Sachen oder Dienstleistungen nicht sofort vollständig bezahlt zu haben. Jeder Kredit – und sei es auch nur ein Zahlungsziel von 30 Tagen – stellt Schulden dar. Überschuldung bedeutet, dass die vorhandenen Schulden nicht mehr bedient werden können, weil das Einkommen nicht mehr ausreicht, d. h. die Ratenzahlungen nicht mehr (rechtzeitig) bezahlt werden können.

Wer weiß, überschuldet zu sein, sollte keine weiteren Schulden mehr machen – man muss streng darauf achten, weil es strafrechtlich relevant sein kann… Denn in der Verbraucherinsolvenz kommen alle vorhandenen Schulden in einen Topf. Kein Kredit darf dann bevorzugt bedient werden.

Warum sind Menschen überschuldet?

Die Gründe sind vielfältig, zum Beispiel:

  • Veränderte Einkommensverhältnisse. Früher gab es sichere Arbeitsplätze. Heute sind Jobs eher schlechter bezahlt und sind weniger sicher. In der Pandemie haben auch viele (Solo-)Selbstständige ihre bisherige Einkommensgrundlage verloren.
  • Unvorhergesehene Ereignisse wie Trennung von Partner:in, Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit und Sucht.

Heiner Strang warnt: „Einen Dispokredit kann die Bank zu jedem Zeitpunkt kündigen.“

Unterschied zwischen sozialer und abwickelnder Schuldnerberatung

Die soziale Schuldnerberatung erfolgt in der Regel durch Sozialarbeiter:innen. Hier sollen die Hintergründe für die Überschuldung erfasst werden. Eine Veränderung des Ausgabeverhaltens soll erreicht werden. Kern ist die Entschuldung.

Die abwickelnde Schuldnerberatung erfolgt in der Regel durch Rechtsanwält:innen und besteht nur aus der Entschuldung. Schuldner:innen geben ihre Unterlagen ab, die im Rahmen der beauftragten Dienstleistung geordnet und ausgewertet werden. Für die abwickelnde Entschuldung wird eine entsprechende Gebühr gezahlt.

Laut SchuldnerAtlas (2020) gelten 7 Millionen Menschen als überschuldet, das bedeutet, einer von elf Menschen in Deutschland.

Verbraucherinsolvenzverfahren

Die Dauer des Verfahrens wurde EU-weit harmonisiert, es dauert mittlerweile drei Jahre.

Jede Person stellt für sich persönlich einen eigenen Insolvenzantrag. Das pfändbare Einkommen – wie hoch das ist, kann in sogenannten Pfändungstabellen nachgesehen werden – muss zur Verfügung gestellt werden. Es gilt: Je mehr man verdient, umso mehr kann man behalten. Das vorhandene Vermögen (z. B. Auto, Immobilien, Versicherungen, Vermögenswirksame Leistungen, Erbe, Schenkungen) geht in die Insolvenzmasse, aus der die Insolvenzverwaltung die Gläubiger:innen bedient.

Das Verfahren der sogenannten Regelinsolvenz gilt für ehemals Selbstständige mit mehr als 19 Gläubigern. Dabei geht es um alle Schulden, also berufliche und private Schulden zusammen. Bei Selbstständigen schaut der Insolvenzverwalter direkt auf die berufliche Tätigkeit: Wenn sich diese nicht rechnet, beendet der Insolvenzverwalter diese sofort!

Die Verfahren der Verbraucherinsolvenz und der Regelinsolvenz ähneln sich, es gibt aber Unterschiede.

Allgemeine Voraussetzungen:

  • Komme ich mit meinem Geld aus?
  • Ist die Miete bezahlt?
  • Ist der Strom bezahlt?
  • Ist das Konto im Plus? (denn die Bank wäre sonst ein weiterer Gläubiger)
  • Kenne ich alle meine Gläubiger:innen?

Ob ein Verbraucherinsolvenzverfahren angeraten oder überhaupt möglich ist, lässt sich in einer professionellen Schuldnerberatung für den individuellen Fall klären. Darin können auch die Schritte des Verfahrens besprochen werden.

 

Hinweis: Angaben ohne Garantie auf Richtigkeit und Aktualität. Dieser Beitrag stellt keine juristische Beratung dar und kann sie auch nicht ersetzen.

 

 

(Foto: Christian Dubovan/Unsplash)