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Krippendarstellung 2017

Von Menschen und Mauern

Ein Beitrag von Nicole van Achten

Die Krippendarstellung 2017 im Fenster des Vringstreff e.V., Köln-Severinsviertel, bezieht sich auf die andauernde Besatzung in Palästina und wir nehmen die Mauer in den Köpfen unserer Gesellschaft dazu in den Blick.

Bethlehem + Köln – Die gezielt geplante Entmenschlichung während der Besatzung hat auf beiden Seiten, bei den Besetzten und den Besatzern, zur Folge, dass jede Form der Liebe verhindert wird und an ihrer Stelle der Hass steht.

Die Entmenschlichung in unserer Gesellschaft aufgrund des gesteigerten Individualismus, der Technisierung und einer Überhöhung des Leistungsdenkens, lässt die Kluft wachsen zwischen denen, die vom Leben begünstigt sind und solchen, die im Leben benachteiligt wurden.

Bethlehem 2017

Die Mauern an drei Seiten der Stadt verhindern die Möglichkeit von nachbarschaftlichem Umgang zwischen Palästinensern und Israelis. Sie entmöglichen die Begegnung und das Kennenlernen. Sie manifestieren als sichtbare Grenze die Begrenzungen in den Köpfen, die Angst vor der Gefahr hinter der Mauer, dem Fremden, dem Feind.
Schon kleinen Kindern wird beigebracht, den Feind auf der anderen Seite zu meiden, Angst zu haben, den Fremden zu hassen. Diese Erziehung prägt eine ganze Gesellschaft.

  Köln 2017

Auch hier wird der, der sich nicht in der Leistungsgesellschaft durchsetzt, durch Mauern ausgegrenzt. Nicht durch sichtbare Mauern, aber durch jene in den Köpfen. Man wendet oft den Blick ab, geht schnell vorbei, will gar nicht wahrnehmen, dass dort jemand mit seinen Habseligkeiten im Schatten einer Nische liegt.

Man will gar nicht nachdenken über das Elend anderer, nur schnell weg. Denn wenn man sich damit auseinandersetzt, müsste man ja handeln und die Komfortzone verlassen.

Würden die Besatzer doch die Kinder als das sehen, was sie sind – neugierig auf das Leben und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Würden sie in den Männern und Frauen die Menschen erkennen, die für sich und ihre Familien den Frieden und das Leben in einer gerechteren Welt wünschen. Sie würden sich selbst erkennen. Die Mauern würden dann bald Geschichte.

Würden wir uns auf Augenhöhe zu denen begeben, die am Rande der Gesellschaft stehen; den Menschen sehen, der da im Schlafsack oder unter alten Decken liegt. Wir würden erkennen, es hätte auch uns treffen können. Wir hatten vielleicht einfach nur mehr Glück und bessere Chancen – purer Zufall.

Heben wir den Schleier der Anonymität unseres Gegenübers auf, müssen wir handeln. Plötzlich sind wir Beteiligte, können uns nicht heraushalten. Unsere Gesellschaft wird dann menschlicher.